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Kritik - Footloose / Autorin: Celine Herlt

Footloose

 

DUISBURG

23.03.2024

Theater am Marientor

 

Autorin: Celine Bärbel Herlt

 

Everybody cut loose

 

Das Musical "Footloose" basiert auf dem Film von 1984 und erzählt die Geschichte von Ren McCormack, einem Teenager aus Chicago, der in eine kleine Stadt namens Bomont zieht, in der das Tanzen und Rockmusik verboten sind. Die Geschichte beginnt, als Ren nach Bomont zieht und herausfindet, dass der Reverend Shaw Moore, ein angesehener Gemeindevorsteher, das Tanzen verboten hat, nachdem sein Sohn bei einem Autounfall nach einem Tanzabend ums Leben gekommen war.

Ren, der das Tanzen liebt und glaubt, dass es eine wichtige Form des Ausdrucks ist, setzt sich gegen das Verbot und die konservative Haltung der Stadt ein. Er findet Verbündete in Ariel, der rebellischen Tochter des Reverends, und in seinen neuen Freunden Willard und Rusty. Gemeinsam kämpfen sie dafür, das Verbot aufzuheben und einen Abschlussball zu veranstalten.

 

Das Musical zeigt, wie Ren mit den Herausforderungen des Kleinstadtlebens umgeht und wie er letztendlich die Menschen in Bomont davon überzeugt, dass Tanzen nicht nur Spaß macht, sondern auch Menschen zusammenbringen kann. Es betont Themen wie Freiheit, Rebellion, Freundschaft und die Bedeutung von Gemeinschaft.

 

"Footloose" enthält energiegeladene Tanznummern und beliebte Songs wie "Footloose", "Holding Out for a Hero" und “Let’s hear it for the boy”. Die Geschichte ist eine Mischung aus Drama und Komödie und zeigt, wie eine Gemeinschaft sich verändern kann, wenn Menschen für das einstehen, woran sie glauben.

Das Musical hat eine lange Erfolgsbilanz und tourt derzeit durch Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Aufgrund des großen Erfolgs ist eine Tour für das Jahr 2025 bereits bekannt gegeben worden.

 

Ich durfte mir "Footloose" dank Showslot “Footloose” am 21.03.2024 im Theater am Marientor in Duisburg anschauen.

 

Das Musical 

Das Musical "Footloose" ist seit dem 26. Januar 2024  auf Tour. Die Tour startete in Bremen und tourte durch mehrere Städte, darunter Mannheim, Frankfurt, Wien und Köln. 

"Footloose” feierte seine Broadway-Premiere am 22. Oktober 1998. Mit Drehbuch und Songtexten von Oscar-Preisträger Dean Pitchford brach das Musical bereits am nächsten Tag den Kassenrekord im Richard-Rogers-Theatre. Dort begeisterte es das Publikum bis Juli 2000.

 

Das Bühnenbild von "Footloose" ist minimalistisch und dennoch effektiv gestaltet. Es besteht aus zwei beweglichen Gerüsten, die während des Stücks verschoben und neu angeordnet werden können. Diese flexiblen Strukturen ermöglichen es, verschiedene Schauplätze zu gestalten, darunter eine Sporthalle, ein Restaurant oder das Esszimmer der Familie Moore. Diese Schlichtheit zeigt, dass nicht immer ein großes Bühnenbild erforderlich ist, um eine überzeugende Atmosphäre zu schaffen. Manchmal ist weniger tatsächlich mehr.

 

Die Kostüme spiegeln den Stil der 1980er Jahre wider und unterstreichen den zeitlichen Rahmen, in dem "Footloose" spielt. Zu Beginn tragen die Darsteller alltägliche Kleidung, wie Jeans und T-Shirts, typische Outfits von Jugendlichen der 80er Jahre. Im Laufe des Stücks wechselt die Kleidung zu auffälligen Cowboy-Stiefeln und Cowboy-Outfits, besonders im zweiten Akt, wo auch glitzernde Elemente ins Spiel kommen. Am Ende des zweiten Aktes, wenn der Abschlussball stattfindet, tragen die Charaktere Abschlusskleider und Anzüge. Die Kostüme, insbesondere die Cowboy-Stiefel, tragen dazu bei, das Musical visuell zu kennzeichnen und ihm seinen eigenen Stil zu geben.

 

Die Choreografie, von Timo Radünz, ist ein wesentlicher Bestandteil des Musicals und trägt maßgeblich zu dessen Energie und Dynamik bei. Die Choreografien passen perfekt zu den Szenen und Songs des Stücks. Besonders beeindruckend sind die Choreografien im zweiten Akt, insbesondere beim Finale mit dem Song "Footloose" und dem Megamix, die das Publikum anregen, mitzutanzen. Auch die Szenen im ersten Akt, wie "Holding Out for a Hero" und "I'm Free", sind choreografisch faszinierend und tragen zur lebendigen Atmosphäre des Musicals bei. Die Choreografien verleihen "Footloose" seinen Schwung und sind ein entscheidender Grund für den Erfolg und die Popularität des Musicals.

 

Die Auswahl der Songs in "Footloose" ist sehr gut gelungen. Es gibt eine breite Mischung aus rockigen Titeln und gefühlvollen Balladen, was für eine abwechslungsreiche musikalische Erfahrung sorgt. Besonders gut gelungen ist, dass der Reverend Shaw Moore, der Vater von Ariel, einen eigenen Song bekam. Dieser Song passt hervorragend zur Rolle und gibt dem Charakter mehr Tiefe. Durch diesen musikalischen Moment versteht man die Motive und Handlungen von Reverend Moore besser, was dem Stück eine zusätzliche emotionale Schicht verleiht. Die Kombination aus verschiedenen Musikstilen und die Einbindung aller wichtigen Charaktere durch Songs tragen erheblich zum Erfolg des Musicals bei.

 

 

Zusammenfassend zeigt das Musical, dass eine packende Choreografie, ein einfaches, aber wandelbares Bühnenbild und stilgerechte Kostüme ein Musical großartig machen können. Die Kombination dieser Elemente macht "Footloose" zu einem unterhaltsamen und mitreißenden Erlebnis, das das Publikum begeistert.

"Footloose" ist ein Musical, das ein breites Publikum anspricht. Es ist besonders geeignet für Familien, da es Themen wie Freundschaft, Rebellion und Gemeinschaft hervorhebt, die für Menschen jeden Alters interessant sind. Jugendliche und junge Erwachsene können sich in den Charakteren wiederfinden und die energiegeladenen Tanzszenen genießen. Auch Fans der 1980er Jahre und Liebhaber von Musik, Tanz und unterhaltsamen Geschichten werden "Footloose" ansprechend finden.

Die Darsteller, insbesondere der Hauptdarsteller, spielten ihre Rollen mit großer Leidenschaft und überzeugender Präsenz. Die Harmonie zwischen den Hauptdarstellern und dem Ensemble war bemerkenswert. Die Choreografien waren lebendig und präzise, was dem Stück zusätzliche Energie verlieh.

Die gesamte Produktion, von der Musik bis zum Bühnenbild, harmonierte perfekt und schuf ein mitreißendes Theatererlebnis. Besonders die Chemie zwischen den Darstellern und die fesselnden Choreografien machten die Show zu einem unvergesslichen Erlebnis. "Footloose" ist ein Musical, das ich nur empfehlen kann. Es war ein großartiger Abend voller Spannung und Begeisterung.

 

 

Die Cast 

Raphael Gross verkörperte die Rolle des Ren McCormack mit einer beeindruckenden Mischung aus Gefühl und Authentizität. Er brachte die Eigenschaften von Ren, wie Rebellion, Entschlossenheit und Leidenschaft, perfekt zur Geltung.

Besonders beeindruckend war seine Performance im Finale des ersten Akts mit dem Song "I'm Free". Die Energie und Kraft in seiner Stimme spiegelten Rens Entschlossenheit und Freiheitsdrang wider. Im zweiten Akt zeigte er in einem Gespräch mit Reverend Shaw Moore eine bemerkenswerte emotionale Tiefe. Diese Szene war durch seine Darstellung voller Emotionen und gab einen tiefen Einblick in Rens Charakter und seine Überzeugungen.

Gross hat die Rolle des Ren McCormack kraftvoll und authentisch dargestellt und zeigte dabei eine große emotionale Bandbreite, die das Publikum begeisterte. Seine Fähigkeit, die innere Zerrissenheit und die persönliche Entwicklung von Ren zu vermitteln, machte seine Darbietung besonders bemerkenswert.

 

Helena Lenn verkörperte die Rolle der Ariel Moore und bringt eine beeindruckende Mischung aus Leidenschaft, Stärke und Authentizität auf die Bühne. Ihre Darstellung ist kraftvoll und doch feinfühlig, was die Komplexität der Figur Ariel wunderbar zum Ausdruck bringt.

Stimmlich ist Helena atemberaubend. Besonders in der Szene des ersten Akts mit dem Song "Holding Out for a Hero" zeigte sie eine unglaubliche Kraft und Energie, die das Publikum mitriss. Sie bringt die Stärke und Entschlossenheit von Ariel überzeugend rüber und strahlte dabei eine selbstbewusste Präsenz aus.

Im zweiten Akt, beim Song "Wie im Märchenland", offenbarte sich ihre wunderschöne Stimme auf eindrucksvolle Weise. Die Emotion und Wärme in ihrer Gesangsdarbietung verliehen der Szene eine magische Atmosphäre. Ihre Fähigkeit, sowohl gesanglich als auch schauspielerisch zu überzeugen, machte sie zur perfekten Besetzung für diese Rolle.

 

Carl van Wegberg beeindruckte das Publikum mit seiner Darstellung des Reverend Shaw Moore, der strengen und manchmal starrköpfigen Figur aus "Footloose". Shaw Moore ist oft eine kontroverse Figur, die von vielen nicht gemocht wird, aber Carl bringt eine Tiefe und Menschlichkeit in die Rolle, die fasziniert.

Sein stimmlicher Auftritt ist außergewöhnlich, insbesondere im Song "Himmel hilf mir". Er zeigt eine breite Gesangspalette und drückt damit die inneren Konflikte und den Zwiespalt seines Charakters aus. Schauspielerisch überzeugt Carl durch seine intensive Darstellung. Die Leidenschaft, mit der er in die Rolle eintaucht, und die Authentizität, mit der er den inneren Kampf des Reverends darstellt, sind beeindruckend.

 

Kerstin Ibald beeindruckt in der Rolle der Vi Moore durch ihre stimmliche Präsenz und die emotionale Tiefe, die sie in die Figur einbringt. In der Szene vor dem Song "Lieber will ich schweigen" im ersten Akt zeigt sie eine starke schauspielerische Leistung, die die Komplexität ihrer Rolle unterstreicht.

Ihr Zusammenspiel mit Carl van Wegberg als Shaw Moore ist ein echtes Highlight. Die Chemie zwischen den beiden Darstellern ist spürbar und trägt dazu bei, dass die Beziehung zwischen Vi und Shaw authentisch und glaubwürdig wirkt. Kerstin Ibald verkörpert die fürsorglichen und zugleich entschlossenen Eigenschaften von Vi Moore auf eine Weise, die das Publikum fesselt.

 

 

Martijn Smids verkörpert die Rolle des Willard Hewitt mit einer unbeschwerten Leichtigkeit und einer charmanten Naivität, die perfekt zu dieser Figur passt. Seine Darstellung bringt die humorvolle Seite von Willard hervor, ohne dabei übertrieben oder klischeehaft zu wirken. Martijn Smids zeigt eine wunderbare Mischung aus Unschuld, Freude und einem Hauch von Unsicherheit, die den Charakter von Willard so liebenswert macht. Besonders beeindruckend ist seine Fähigkeit, die skurrilen und humorvollen Aspekte von Willard zu verkörpern, während er gleichzeitig eine warme und menschliche Seite zeigt.

 

 

Alexander Findewirth liefert eine beeindruckende Darstellung des Chuck Cranston, einer der komplexeren und ambivalenten Figuren in "Footloose". Er schafft es, die Härte und Arroganz, die Chuck im Musical auszeichnet, überzeugend zu vermitteln. Gleichzeitig zeigt er die unsympathischen Eigenschaften von Chuck auf eine Weise, die den Charakter glaubwürdig und nachvollziehbar macht.

Stimmlich überzeugt Finderwirth  ebenso. Seine Gesangsleistung war kraftvoll und klar, was den starken Charakter von Chuck unterstreicht. 

 

Das Ensemble von "Footloose" beeindruckte auf ganzer Linie, mit einer bemerkenswerten Energie und einem harmonischen Zusammenspiel. Jeder Darsteller trägt seinen Teil dazu bei, die Bühnenatmosphäre lebendig und mitreißend zu gestalten. Besonders hervorzuheben sind Janneke Thomassen und Elias Sidiakoub, die mit ihrer kraftvollen Performance und ihrem überzeugenden Schauspiel das Ensemble bereichern.

 

“Footloose” ist nicht nur ein Musical für Fans des Films, sondern für alle, die ein unterhaltsames und bewegendes Theatererlebnis suchen. Wer sich für großartige Musik, beeindruckende Choreografien und eine packende Story begeistert, sollte sich definitiv Karten für diese Show sichern.

 

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