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Kritik - Die Päpstin / Autoren: Jana Diener, Anna Lena Bürkner, Salomea Mai

Die Päpstin - Das Musical

 

FULDA

22.06.2024

Schlosstheater

 

Autorin: Jana Diener, Anna Lena Bürkner, Salomea Mai 

 

Die Päpstin 

Das Musical "Die Päpstin" beruht auf der Legende der jungen Johanna, die als Mädchen im Jahr 814 auf die Welt kam und als erste Päpstin im Amt durch eine Sturzgeburt starb. 

Johanna wird als sehr talentiertes Mädchen geboren, dass heimlich gegen den Willen ihres Vaters lesen und schreiben lernt. Als er dies erfährt wird er seinen Kindern und seiner Frau gegenüber gewalttätig und Johannas Mutter schickt beide Kinder zum Schutz zum Bruder Rabanus der dafür sorgt, dass Johanna als einziges Mädchen auf der Domschule lernen darf und somit ihr Talent gefördert wird. Durch einen schrecklichen Schicksalsschlag, vor dem nur sie beschützt wird, beschließt sie als Bruder Johannes weiterzuleben und landet schließlich auf ihrem Weg in Rom. Dort wird sie durch ihr vieles Wissen zum Leibarzt des Papstes und trifft Gerold, ihre einzige große Liebe, nach vielen Jahren der Flucht wieder. Durch eine Intrige Anastasias, der zum nächsten Papst gewählt werden möchte, landet Johanna schließlich im Gefängnis und wird dort von Gerold aufgesucht. Gerade als beide sich wieder näher kommen öffnet sich die Tür und es wird verkündet, dass Johanna der neue Papst Roms werden soll. 

Jetzt muss sie sich entscheiden. Ein Leben als Papst in Lügen oder ein Leben als Frau mit ihrer großen Liebe. Oder lässt sich eventuell doch beides verbinden und schafft sie es, ihr Geheimnis zu wahren? 

 

Ich durfte mir dank Spotlight Musicals am 22.06.2024 dieses Musical anschauen, um für euch zu berichten und auf diese Fragen Antworten zu erhalten. 

 

Das Musical 

In der neuesten Produktion von "Die Päpstin" ist die Musik von Dennis Martin einmal mehr ein wahres Highlight. Besonders bemerkenswert ist, dass diese Inszenierung auch neue Songs beinhaltet. Einige der neuen Stücke sind tiefgehend und berühren das Herz, während andere eindeutiges Ohrwurmpotential besitzen. Dennis Martin hat es erneut geschafft, mit seinen Kompositionen eine herzergreifende und magische Atmosphäre zu schaffen, die das Publikum in ihren Bann zieht.

 

Die Regie führte Gil Mehmert, ein Name, der in der Theaterwelt für Qualität und Innovation steht. Mehmert, bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet, bringt seine Erfahrung und sein Können eindrucksvoll auf die Bühne. Jede Szene ist präzise inszeniert, und man spürt die Leidenschaft und das handwerkliche Geschick, das in die Produktion eingeflossen ist.

 

Die Choreographie stammt von Andrea Kingston, die sowohl im Theater als auch in Film und Fernsehen tätig ist. Die Tanznummern in "Die Päpstin" sind präzise und nahezu perfekt. Das Ensemble glänzt bei jeder Einlage, und es wird deutlich, dass jede Bewegung auf der Bühne einen tieferen Sinn hat und die Erzählung der Geschichte unterstützt. Kingston hat es geschafft, die Tänze so zu gestalten, dass sie nicht nur ästhetisch beeindrucken, sondern auch emotional berühren.

 

Das Bühnenbild, entworfen von Christopher Barreca, zeigt sich, wie bei Spotlight-Produktionen gewohnt, eher schlicht. Anders als in früheren Inszenierungen sind deutlich weniger Requisiten im Einsatz. Dies lenkt den Fokus auf die imposanten großen Konstruktionen, wie die Klostermauern und den Papstpalast. Besonders gelungen ist der Einsatz von in Schwarz gekleideten Ensemblemitgliedern, die in einigen Szenen Teil des Bühnenbilds sind und so eine dynamische und lebendige Kulisse schaffen.

 

 

Insgesamt ist "Die Päpstin" eine beeindruckende Produktion, die durch musikalische Tiefe, präzise Choreographien und ein durchdachtes Bühnenbild besticht. Die Kombination der Talente von Dennis Martin, Gil Mehmert, Andrea Kingston und Christopher Barreca macht dieses Musical zu einem unvergesslichen Erlebnis.

 

Die Cast 

Bereits in der Uraufführung im Jahr 2011 konnte sie die Menschen von sich als Päpstin überzeugen. Sabrina Weckerlin zieht als Johanna nicht nur mit ihrem durchaus bereits bekannten Solo „Das bin ich“ alle in ihren Bann. Gesanglich brilliert sie die gesamte Vorstellung über und präsentiert mit dem Lied „So viel mehr“ eines der neuen Lieder des Musicals. Johanna kämpft ihr gesamtes Leben darum, ihre Ziele und Wünsche umzusetzen und vor allem noch viel mehr lernen zu dürfen. Sie möchte auch den ärmeren Menschen helfen und setzt sich dafür ein, dass Frauen nicht hinter den Männern stehen müssen. Auf ihrem Weg muss sie sich in Möchskutten und dem Papstgewand verstecken und ihr wahres Gesicht verbergen. Erst mit ihrem Tod können alle sehen, wer Johanna wirklich ist. Und dennoch, sie bleibt der Papst des Volkes.

 

Zu Beginn wird die kleine Johanna von Ylva Witzel gespielt. Der Wissensdurst aber auch der scharfe Verstand Johannas werden von ihr hervorragend gespiegelt. Nach ihrer Ansage vor der versammelten Mannschaft in Dorstadt erhält sie einen verdienten Szenenapplaus.

 

Auch Mathias Edenborn kehrt als Gerold zurück nach Fulda. Sein Solo „Ein Traum ohne Anfang und Ende“ findet beim Publikum Beachtung. Gerold lernt Johanna schon als ein kleines Mädchen kennen und unterstützt sie in ihrem Wissensdurst. Die Verbindung zwischen den beiden wird immer enger  und auch über Jahre hinweg kann er sie nicht vergessen. Seine Suche nach ihr gibt er nie auf. Beim langersehnten Wiedersehen in Rom wird schnell ersichtlich, dass die Gefühle zwischen den beiden nach wie vor da sind. Ihre Liebe zueinander ist schwerer zu verbergen, als Johanna zum Mittelpunkt Roms wird. Doch Gerold bleibt bis zu seiner Ermordung an ihrer Seite.

 

Dennis Henschel ist in diesem Musicalsommer zusammen mit Sascha Kurth die Wunderwaffe Spotlights. Welche männliche Rolle auch kurzfristig besetzt werden muss, die beiden sind zur Stelle!

Henschel beeindruckt in dieser Vorstellung als Antagonist Anastasius. Er präsentiert einen arroganten, nach Macht strebenden Gegenspieler Johannas. Sein Vater Arsenius zeigt ihm schon früh eine Zukunft als Papst auf und so versucht er sein Leben lang, diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Dabei sucht er einen Weg abseits der Methoden des Vaters. Zwischenzeitlich sieht es auch immer wieder so aus, als wäre Anastasius nur noch einen Schritt von seinem Ziel entfernt. Doch so wenig er die Herzen der Menschen für sich gewinnen kann, kann er sich seinen Traum von der Macht über Rom auch nicht erfüllen. Doch nicht nur Henschels Schauspiel beeindruckt, auch stimmlich weiß Henschel zu brillieren. „Ein Paradies auf Erden“ wird zu einem echten Paradies für die Ohren. Auch das leidenschaftliche Zusammenspiel und die gemeinsamen Lieder mit Weckerlin und Edenborn lassen Henschel in ganzer Linie überzeugen.

 

Arsenius wird von Livio Cecini gespielt. Vom Vater, der seinem Sohn Anastasius ein Lehrer und Vorbild im Machtkampf ist, bis hin zum Vater, der von seinem Sohn nicht mehr um Rat gefragt wird, überzeugt er. Dabei wird es für Arsenius zunehmend schwieriger, seinen Sohn zu erreichen. Zum Ende hin muss er sich seinem Sohn geschlagen geben – Anastasius verfolgt das Ziel der Familie ohne ihn.

 

Rudi Reschke hat es nicht einfach, sich beim Publikum beliebt zu machen. Als Vater Johannas tut er alles, um das Mädchen ihren Platz zu zeigen – vergeblich. Doch mit seinem „Wechselbalg“ überzeugt er von sich. Mit seinem Bühnentod übernimmt er die Rolle des Papstes Sergius. Auch wenn dieser nie die Wahrheit hinter Johanna erfährt, verbringen diese bis zu seiner Ermordung viel Zeit miteinander. Er vertraut Johanna nicht nur als Arzt, auch ihren Vorschlägen folgt er.

 

Rabanus ist der erste, der Johannas Klugheit erkennt und ihren Wissensdurst fördern möchte. Er nimmt das Mädchen mit nach Dorstadt, wo er ihr verhilft, an der Domschule lernen zu dürfen. Auch bei ihrem späteren Wiedersehen im Kloster Fulda tut er alles, damit sie ihren Wissensdurst stillen kann. Vor allem hilft er ihr auch ihr Geheimnis vor der gesamten Klostergemeinschaft zu verbergen und ermöglicht ihr die Flucht nach Rom. Rabanus hilft Johanna und ist eine ganz besondere Person in Johannas Leben. Dies verkörpert auch André Bauer auf der Bühne. Sein Solo „Hinter hohen Klostermauern“ erntet einen wohlverdienten, tosenden Applaus.

 

Lea-Katharina Krebs durfte bereits im letzten Jahr bei einem Musical von Spotlight auf der Bühne stehen. Bei der Päpstin brilliert sie nun als Erstbesetzung der Mutter Johannas, Gudrun. Das erste Solo der Show gehört ihr und sie begeistert mit einer neuen Version von „Boten der Nacht“ (nun „Wächter der Nacht“). Mit ihrer wundervollen Stimme gibt sie Johanna ein Stück ihrer Religion mit auf den Weg und die Raben Hugin und Munin begleiten diese ihr Leben lang. Gudrun ist es, die Johanna dazu drängt, ihr Zuhause zu verlassen, um mit Rabanus nach Dorstadt zu gehen.

 

Femke Soetenga überzeugt als Marioza und zieht als Caesarin von Rom das Publikum in ihren Bann. Marioza leitet das Bordell der Stadt und wohl jeder bedeutende Mensch Roms war schon bei ihr zu Besuch. Sie ist es, mit der Anastasius zusammenarbeitet. Marioza erhofft und sehnt sich nach einer Stelle im Papstpalast – trotz ihres Geschlechtes. Marioza verhilft Anastasius ebenfalls dazu, dass Johanna kurz vor ihrer Wahl zum Papst gefangen genommen wird und Sergius nicht von ihr gerettet werden kann. Bei dieser Falle für Johanna erfährt sie auch ihr größtes Geheimnis. Doch trotz Folters Anastasius behält sie es für sich und offenbart den Past nicht als Päpstin.

 

Lee Anne Hierzer offenbart als Wahrsagerin das Schicksal Johannas. Bereits bei ihrer Geburt gibt Hierzer einen Ausblick auf das Leben von Johanna. Sie überzeugt hierbei mit ihrer wunderschönen Stimme.

 

In weiteren Rollen und im Ensemble auf der Bühne zu sehen sind Tobias Korinth, Siegmar Tonk, Julia Fechter, Jana Band, Sofia Elena Coretti, Veronica Appeddu, Giulia Haas, Wolfgang Türks, Alexander Karger, Markus Wilhelm, Martin Planz, Pascal Schmid und Robert Johansson.

Die gesamte Cast überzeugt mit einem grandiosen Gesang. Die Geschichte Johannas lässt insbesondere dank der fantastischen Stimmen und dem perfekten Zusammenspiel auf der Bühne niemanden kalt.

 

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