Dream King - Das Musical
Füssen
25.08.2024
Festspielhaus Neuschwanstein
Autorin: Jenny Wagner
Lebe deinen Traum
Das Musical "Dream King - Lebe deinen Traum" stammt von den Füssener Lokalgrößen Janet und Marc, welche seit 2005 in Füssen vor allem aufgrund ihrer diversen Engagments am Festspielhaus Neuschwanstein dort auch ihre Wahlheimat gefunden haben. Das Stück zeigt einen König, der an der Bürde seiner Pflichten nahezu zugrunde geht und den all seine fast vergessenen Lebensträume in seiner Verzweiflung einholen. Dank Manfred Hertlein Entertainment GmbH und dem Festspielhaus Neuschwanstein durfte ich mir das Stück am Festwochenende anlässlich des Geburtstages von Ludwig II. am 25. August 2024 ansehen.
Das Musical
Der König war einst ein aufgeweckter und träumerischer Prinz, welcher in den Geschichten und der Gesellschaft seines Großvaters Lebensfreude und Abenteuersinn fand. Gern übertrug er das Leben
seiner Helden auf sein eigenes. Insbesondere fesselte ihn die Geschichte vom mutigen Schwanenritter und dem magischen Schwan, welche den Kelch der Träume beschützten. In der Prinzessin fand er
eine lebensfrohe Weggefährtin und seine große Liebe. Als sein Vater, der strenge König, ihn jedoch zur Erfüllung seiner royalen Pflichten zwang, verlor der Prinz nicht nur seine Fantasien und
Träume, sondern auch seine beste Freundin, die Prinzessin. Er musste das Schloss seiner Eltern, seinen Großvater und seinen treuen Diener zurücklassen. Gleichzeitig ließ er auch all seine
kindliche Unbeschwertheit zurück.
Jahre später kehrt der Prinz in das Schloss zurück, da sein Vater, der König, im Sterben liegt. Bald ist ihm die Königsbürde aufertragen und aus dem ohnehin bereits gebrochenen jungen Mann, wird
ein einsamer verzweifelter König. Nur sein treuer Diener ist ihm ein Freund, vor der Welt verschanzt er sich zunehmends. Eines Tages kehrt seine Prinzessin als Kaiserin in sein Leben zurück und
erinnert ihn an lang vergessene Geschichten, Abenteuer und Träume. Nebenbei kehren auch alte Bekannte in das Leben des Königs zurück.
Das Musical stammt aus der Feder von Janet Marie Chvatal und Marc Gremm, welche selbst namhafte Musicaldarsteller und Künstler sind. Es wurde im August 2024 im Festspielhaus Neuschwanstein uraufgeführt und in ausgewählten Vorstellungsterminen (bis zum 7. September 2024) gezeigt.
Komponiert wurde das epische Stück von Nic Raine, einem der renommiertesten Dirigenten, Arrangeuren und Komponisten Europas.
Benjamin Sahler inszenierte das Stück für die Bühne mit der Choreographie von Anna Martens. Das Kreativteam komplettierten Dirk Schattner, Alina Groder und Stefanie Gröning.
Die opulente Drehbühne wird im Vergleich zu anderen Stücken mit weniger Requisiten in Szene gesetzt, weshalb insbesondere mit Lichteffekten und Projektionen gearbeitet wird. Hierdurch und durch ein ebenfalls zum Einsatz kommendes 3-Meter hohes Skelettkostüm, welches sich ein Darsteller via Rucksack aufsetzt und mittels Stäben steuert, wird die Anlehnung an das Musical "Ludwig 2" deutlich, obwohl im gesamten Stück keine Namen genannt werden. Es wird stets nur unspezifisch von dem König, dem Diener, der Kaiserin etc. gesprochen. Nichtsdestotrotz drängt sich aufgrund der eindeutigen Hinweise ein entsprechender Rückschluss auf. Weiterhin wird auch in dieser Produktion mit balletinspirierten Choreographien gearbeitet. Hier vertanzen die Tanzsolisten zudem die Gefühle der Hauptfiguren in eindrucksvoller raffinierter und pointierter Darstellung. Auch die Kampfszenen finden einigen Raum und wurden von Peter Theiß dementsprechend wirksam choreographiert.
Dream King ist ein episch schwerer Traum, der im ersten Akt den Zuschauenden zunächst etwas hilflos zurücklässt. Erst im zweiten Akt fügen sich die einzelnen Handlungsstränge wie Puzzleteile zu einem tiefgründigen Gesamtgefüge zusammen. Dennoch ist das Stück fast schon "schwere" Kost. Die Schwere, die auf dem Publikum lastet, beschreibt allerdings treffend die Last vergessener (Kindheits-) Träume, welche die meisten tagtäglich mit sich rum tragen. Im Finale richten sich die Figuren zudem sogar direkt ans Auditorium und rufen zum Verfolgen der eigenen Träume auf, sodass der Titel des Musicals zu einem bedeutsamen Aufruf avanciert. Es ist ein Stück, welches zum Nachdenken anregt, wozu wiederum die ruhige Gegend um das Festspielhaus durchaus einlädt.
Die Cast
Jan Ammann spielte auch an seinem eigenen Geburtstag den erwachsenen Prinz/König. Mit seiner Stimmgewalt und -beherrschung zog er das Publikum in einen magischen Bann. Auch lange Töne verloren keinerlei Spannung und Kraft. Sein Schauspiel verkörperte Zerissenheit und Verzweiflung des Königs brilliant und mitfühlend. Obwohl der Betrachtende in den Konflitkmomenten des Königs nie so werden wollte, wurde einem mit der Darstellung der Figur gleichzeitig ein Spiegel vorgehalten.
Noah von Rom beeindruckte als junger Prinz unter anderem dadurch, dass er trotz seiner jungen Jahre sowohl in Schauspiel als auch stimmlich sehr gut "mithalten" konnte. Auch er vermochte die Emotionen seiner Figur greifbar abzubilden. Handwerklich war es eine großartige Performance von einem Darsteller, von dem sicher noch vieles kommen wird. Mit der porträtierten Leichtigkeit symbolisierte er das genaue Gegenteil zum erwachsenen Prinzen/König und unterstrich somit die Entwicklung der Figur ideal.
Als perfekter Antagonist glänzte Patrick Stanke in einer Doppelrolle, welcher bei seinen Tracks ebenfalls stets den ganzen Raum einnahm. Schauspielerisch ging Stanke jeweils in beiden Figuren glaubwürdig auf. Niemand lacht so diabolisch wie ein Bösewicht wie er. Spielfreude spürte das Publikum in jeder Sekunde, auch wenn er nur auf dem Sterbebett röchelte.
Die Kaiserin porträtierte Antonia Streitenberger als starke Frau. Schwierige gesangliche Passagen meisterte sie scheinbar mühelos genauso wie opulente Kleider. Wahrlich eine gelungene Darstellung DER Kaiserin.
Als Junge Prinzessin spielte Romy Amberg sehr harmonisch zusammen mit von Rom. Auch stimmlich ergänzten sich beide optimal.
Als Prinzmutter und ebenfalls in einer antagonistischen Doppelrolle stand Tanja Versal auf der Bühne. Der Kontrast der liebevollen Mutter zur Handlangerin des Bösewichts war
eklatant und dennoch glaubwürdig.
Als Diener brachte Andreas Bieber etwas Licht ins Düstere und schenkte dem Stück zumindest eine kleine Portion Witz und leichte Kost. Dadurch, dass Bieber dies jedoch stets mühelos zur Perfektion beherrscht und somit einen bleibenden positiven Eindruck mit seinem Schauspiel hinterlässt, konnte sich das Publikum in diesen Momenten kurz von seiner Schwere befreien.
Den Großvater spielte Dirk Schattner. Ein wunderbarer Geschichtenerzähler und Großvater wie ihn sich jeder wünschen würde. Optimal passend mit tiefem und wohlig umschmeichelndem Gesang.
Den Schwan personifizierte Alina Groder in Eleganz, Anmut und Präsenz. Sie verkörperte die künstlerische Choreographie sehr professionell und bewegend.
Als Ritter standen auf der Bühne Roman Mößlein, Volker Bleck, Leon Heim und Alexander Krämer.
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