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Kurz-Kommentare: Große Bühnen

Broadway & West End Empfehlungen

 

Autorin: Das Team von That is Musical

 

Quelle: https://www.standard.co.uk/culture/west-end-boom-masks-perfect-storm-for-london-theatre-phantom-of-the-opera-b1107308.html

Große Bühnen - Große Produktionen - was schau ich?

Jede/r Musicalfan kennt sie, die großen Musicalspielstätten: Der berühmte Broadway in New York und das famose West End in London. Beiden Städte haben ein schier endloses Angebot an tollen Stücken. Neben Klassikern wie König der Löwen und Phantom der Oper kann man sich hier natürlich auch neue Produktionen wie "Hadestown" und "Six" anschauen. Umso schwerer fällt es den geneigten Zuschauern sich bei einem entsprechenden Besuch auf ein Stück oder gar Stücke festzulegen. Daher versucht das Team von That is Musical in persönlichen Kurz-Kommentaren etwas Licht in den Musicaldschungel zu bringen.

 

Anjas Eindruck

Mein erster New York und Broadway Besuch fand im September 2021 statt, gleichzeitig auch die Wiedereröffnung einiger großer Stücke nach der Covid-Zwangspause und die erste Show sollte auch gleich die Reopening Night von Hamilton sein, für die ich zusammen mit einigen Broadway erfahrenen Freunden Karten ergattert hatte. Trotz der fehlenden Touristen (zu dem Zeitpunkt waren internationale Reisen in die USA noch sehr eingeschränkt und es liefen auch nur eine Handvoll Shows), war dies ein ganz besonderes Erlebnis. In dieser Woche sah ich neben Hamilton noch Hadestown ein Schauspiel und ein Konzert in einem kleinen Club. Danach folgten noch viele weitere Aufenthalte.

Es gibt einige deutliche Unterschiede zur Musicallandschaft in Deutschland. In New York gibt es alleine 41 Broadway Theater, die sich größtenteils in der berühmten Theater Row rund um den Times Square befinden. Erstaunlicherweise sind die Broadway Theater relativ klein, Quadratmeter sind teuer und man versucht so viele Menschen wie möglich in ein Theater zu bringen. Aus diesem Grund sind die Lobbys sehr klein bzw. teilweise gar nicht vorhanden oder im Keller, gleiches gilt für Toilettenbereiche und vor allem für die Theatersitze selbst. Das kleinste Broadway Theater (das Hayes Theater) hat nur 597 Sitzplätze, die meisten Theater haben eine Kapazität von 1000-1500 Sitzplätzen, das größte Theater ist mit 1933 Plätzen das Gershwin Theater, das seit 20 Jahren Wicked beheimatet. Dazu kommen unzählige Off-Broadway und Off-Off Broadway Theater. Die Produktion von diesen Stücken ist extrem teuer und es kommt auch regelmäßig vor, dass eine Show nach einer kurzen Zeit wieder schließen muss.

Die Qualität der Shows ist im Mutterland des Musicals sehr hoch und jeder kann etwas für seinen Geschmack finden. Von den Dauerbrennern “The Lion King”, “Chicago” und “Wicked” die man auch aus Deutschland kennt, über Jukeboxshows wie “MJ” und “&Juliet” zu ganz neuen und eher ungewöhnlichen Shows, die man wahrscheinlich nie in Deutschland sehen wird, ist für jeden etwas dabei. Für neugierige Touristen, die sich gerne mal ein Stück anschauen möchten, sich aber unsicher sind, was sie sehen sollten, empfiehlt sich ein Blick auf die offizielle Broadway Website von playbill.com oder andere Anbieter wie broadwayworld.com.

Allgemein sind die Ticketpreise in den USA deutlich höher als man es aus Deutschland gewohnt ist. Abhilfe bieten hier die Ticketlotterien, Sonderangebote und die Ticketschalter von TKTS, die last minute Tickets deutlich reduziert verkaufen.

 

Ein weiterer Unterschied zu Deutschland sind die Programme, die jeder Zuschauer kostenlos bekommt. Die Playbills enthalten neben monatlich wechselnden Artikeln, die für alle Shows gleich sind, einen Innenteil mit allen Infos zur jeweiligen Show, Songlisten, alle Darsteller und Kreative mit Kurzbios und Fotos und sind auch ein begehrtes Sammelobjekt für die Fans.   

 

Astrids Bewertung

Ich durfte bereits mehrfach Shows am Broadway und in London besuchen.

In New York war ich in Begleitung meiner beiden damals noch Teenie-Töchter, so dass sie die Stücke auswählen durften. So haben  wir uns Mamma Mia, Waitress und School of Rock angeschaut. Die Inszenierungen und Besetzungen waren jedesmal top. Man muss sich aber wie Anja schon erwähnte auf geringen Komfort in den Theatern einstellen. Enge Gänge, schmale Sitze, wenig Raumgefühl. Wer an Klaustrophobie leidet, muss sich stark zusammenreißen. Mir hat es auch gut gefallen, dass es die kostenlosen Playgirls gibt. In Deutschland sind die Programmhefte ja teilweise leider sehr teuer. 

 

Am West End war ich bereits dreimal jeweils eine knappe Woche. Da ich einige Darsteller in London kenne, suche ich mir die Stücke in erster Linie danach aus, wo diese gerade spielen. So bin ich z.B. bei Pretty Woman, Mamma Mia, Follies, Newsies, Book of Mormon, Fiddler on the Roof, Rock of Ages und 9 to 5 gelandet. Die weiteren Stücke wähle ich danach aus, was gut in den Zeitplan passt. Ich versuche immer, so viele Shows wie möglich mitzunehmen, deshalb ist immer der erste Blick, welche Shows an welchen Tagen nachmittags spielen.  Sonntags Abends und Montags spielen nicht viele Musicals, so dass an diesen Tagen die Auswahl per se eingeschränkt ist. Ansonsten versuche ich sowohl bekannte 'Musst Sees' wie Moulin Rouge, Hamilton, Waitress, Everybody is talking about Jamie, Frozen und Wickel zu mischen mit weniger bekannten Shows wie 'The British Bake Off', Fame oder Heathers. Bei den Shows, die ich unbedingt sehen möchte, buche ich die Tickets in der Regel vorab. Wenn man etwas im Netz stöbert, findet man meist bezahlbare Tickets, auch in der ersten Reihe. Ansonsten würde ich die Today Tixx App empfehlen, dort gibt es täglich günstige Lotterietickets. So habe ich u.a. für Wicked und Frozen jeweils unter 30 Pfund bezahlt. Etwas Englisch sollte man können, um der Handlung folgen zu können. Probleme hatte ich nur bei Hamilton, das war teilweise sehr schnell und selbst die native speaker sagten, dass sie sich da sehr konzentrieren müssen.

Die Musicals sind alle top besetzt, es ist immer ein tolles Erlebnis. Abgesehen von einigen Ausnahmen, wie z.B. Wicked mit dem toll durchgestalteten Foyer, sind auch in London die Theater oft im Keller und die Gänge dorthin sehr schmal.

Sehr störend empfinde ich das Essen und Trinken während der Show. Das geht sogar so weit, dass man am Platz einen Code scannen kann, um sich seine Verpflegung an den Platz bringen zu lassen. Für mich gehören knisternde Chips- und Gummibärchentüten nicht in den Theatersaal !!! Positiv ist jedoch anzumerken, dass es in den Londoner Theatern in der Regel kostenloses stilles Wasser gibt.

 

Wohnen ist leider ziemlich teuer in Zentral London. Wer den Preis nicht scheut, ist in der Gegend um Covent Garden bzw am Strand sehr gut aufgehoben. Fast alle Theater sind von dort fussläufig zu erreichen, ebenso viele Sehenswürdigkeiten. Ansonsten hat London gut funktionierenden Public Transport, so dass es auch kein Problem ist, weiter außerhalb zu wohnen.

 

Jennys Resümee

Mein erster Besuch im West End war vor 1,5 Jahren "Les Misérables", ein Musical-Must-See, welches lange nicht im deutschsprachigen Raum zu sehen war. Erst kürzlich spielte es in München und damit endlich wieder in Deutschland.
Jedenfalls fiel mir damals die Auswahl schon unglaublich schwer. In den letzten Jahren sind unzählige Stücke mehr dazu gekommen, was die Entscheidung keinesfalls erleichtert hat.
Dieses Mal fiel meine Wahl auf zwei meiner Musicallieblinge: "Wicked" und "Hamilton". Beide habe ich bereits in ihren deutschen Produktionen sehen können und vor allem "Hamilton" vermisse ich sehr. Dieses Musical hat mich sehr berührt und ich warte noch auf eine mögliche Rückkehr nach Deutschland (die Hoffnung stirbt zuletzt). Meiner Ansicht nach müssen sich die deutschen Produktionen keinesfalls hinter den englischen oder amerikanischen Vorbildern verstecken. Oftmals ist es in Deutschland sogar aufregender, weil man die Darsteller "näher" kennt und mit ihnen mitfiebern kann. Viele Stücke haben in der englischen Sprache auch nochmal einen leicht anderen Ton aufgrund Übersetzungsumsetzungen. Grundsätzlich würde ich persönlich in Zukunft insbesondere die Chance nutzen Stücke zu sehen, die es in Deutschland bis dato nicht zu bestaunen gibt. Sofern Zeit und Budget unbegrenzt sind, so stellt sich die Frage natürlich erst gar nicht ;)
Der größte Unterschied zu Deutschland ist meines Erachtens, dass zumindest am West End auch während der Vorstellung gegessen und getrunken werden darf. Dies war für mich zunächst besonders befremdlich. Für Kinder ist dies aber durchaus auch ansprechend.
In Deutschland sind Produktionen zudem oftmals nicht für eine dauerhafte Residenz ausgelegt. Dies limitiert natürlich manche Möglichkeiten. In London zum Beispiel ist das gesamte Apollo Victoria Theatre thematisch passend für Wicked in grün und schwarz gestaltet, sodass das Erlebnis in der grünen Smaragdstadt bereits beim Betreten des Theaters beginnt.

 

 

 

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