Interview mit Alexander Kerbst

 

Wir haben mit Alexander Kerbst über deine Rolle als Falco, seine Aufgabe in der Regie und seine Zeit bei der Helene Fischer Show gesprochen.

 

Quelle: eigene Aufnahme

Kannst du dich und deinen Beruf bitte einmal vorstellen? 

Mein Name ist Alexander Kerbst und ich bin ausgebildeter Schauspieler. Mache aber in den letzten Jahrzehnten hauptsächlich Musical und ab und zu drehe ich auch mal, aber das ist wirklich eine Seltenheit. 

 

"Falco - Das Musical" gibt es bereits seit mehreren Jahren. Du hast für das Stück zusammen mit Stefanie Kock das Skript geschrieben und agierst auch als Hans Hölzel auf der Bühne. Wie ist denn die Idee für dieses Musical entstanden? 

Die Idee ist entstanden, weil der Produzent sich 2014 in den Kopf gesetzt hat irgendetwas mit Falco zu machen. Anschließend hat er gegoogelt, wer überhaupt die Rolle des Falcos spielt und mich darauf hin eingeladen und mir gesagt, dass er gerne ein Falco-Musical produzieren würde. So sind wir dann ins Gespräch gekommen und dann musste erst einmal geklärt werden, wer das Stück schreibt, ob es ein Musical, eine Show oder ein Konzert wird und was soll es für eine Tournee sein. Außerdem war wichtig, wie viele Leute mitmachen. Das ist ja auch immer eine Frage der Finanzen, da wir auf Tour alles selber bezahlen müssen. Alles was rein kommt kann ausgegeben werden. Aber nicht mehr! Das ist natürlich immer die Krux bei einer Tour. Anders bei einem subventioniertem Haus, das sowieso 3 bis 4 Millionen reinstecken können und sich keine Sorgen machen müssen, ob das Geld wieder reinkommt. Bei uns ist es eben anders und deshalb muss ganz genau überlegt werden, wie viele Leute mitspielen, welche Figuren brauchen wir, was brauchen wir für ein Bühnenbild, wie können wir durch beispielsweise Videokontent eine bestimmte Atmosphäre schaffen usw. So haben wir uns dann langsam an dieses Thema herangewagt und uns mit immer verschiedenen Konzepten dem ganzen angenähert, so dass am Ende "Falco - Das Musical" entstand. 

 

Hat dich Falcos Musik denn in irgendeiner Weise selber inspiriert und würdest du sagen, dass du selber so ein kleiner Falco-Fan bist?

Natürlich, wir waren alle in gewisser Weise Falco Fans aber ich bin nicht der "Hardcore-Fan" gewesen. Ich habe also nicht jeden Tag zwei Stunden Falco gehört. Ich kannte den schon und seltsamer Weise sah ich auch schon immer so aus wie Falco. Als er noch gelebt hat haben mich viele Leute angesprochen und mir gesagt, dass ich wie Falco aussehen würde. Und als dann nach seinem Tod das erste Falco-Musical "Falco meets Amadeus" kam, haben alle Kollegen gesagt: "Du musst doch vorsingen, dass passt doch genau" usw. So kam es dann, dass ich eigentlich zum Falco wurde und auch immer noch Falco spiele, obwohl ich schon einige Jahre älter bin, als er damals überhaupt gewesen ist. 

 

Wie ist es denn für dich, so einen Weltstar verkörpern zu dürfen? Gibt es bei so einer Rolle bestimmte Ansprüche, die du selber erfüllen möchtest? 

Man kann es ja bei vielen Popstars beobachten, dass die Biografien alle ganz ähnlich ablaufen. Zuerst der Schuss nach oben, plötzlich ganz berühmt und dann kommen die Dämonen und man bildet sich ein man ist Gott, unantastbar und unbesiegbar. Dann gibt es meistens auch einen Absturz und die Frage ist, fängt man sich, wie zum Beispiel Mick Jagger und manche schaffen es halt eben nicht, wie ein Hans Hölzel. 

 

Das Musical ist ja auch ziemlich beliebt und die Tickets fast ausschließlich ausverkauft, warum meinst du denn ist das so und warum fasziniert die Musik von Falco immer noch 26 Jahre nach seinem Tod? 

Das ist wirklich ein Phänomen. Wir hatten damals unsere erste Show mit 52 Shows geplant. Da war die Lanxess-Arena in Köln dabei und ich dachte nur: Wenn er das durchzieht und das schafft, die voll zu kriegen, ist er wirklich ein Meister des Verkaufes. Wir haben zum Schluss, weil es immer ausverkauft war, ständig nachgebucht und zum Schluss fast 100 Shows gespielt. Also mehr als das Doppelte, was geplant war. Ich habe damals eben auch viele Zuschriften von Leuten bekommen, auch von ganz jungen Mädels, die gesagt haben: "Ich bin so ein großer Falco-Fan", musste dann Sachen als Falco signieren, obwohl ich ja gar nicht Falco bin. Es hat mich aber trotzdem sehr geehrt. Irgendwie hat diese Musik etwas, was die Zeit überdauert hat und das liegt sicherlich auch daran, dass er musikalisch und vielleicht auch intellektuell seiner Zeit etwas voraus war. Genau deswegen kann man die Musik noch heute hören und sie wirkt nicht altbacken und noch aktuell. Das liegt auch daran, dass seine Texte immer ambivalent waren. Er sagt zum Beispiel: "...und mia san live dabei – oder a net.". Er hat es immer wieder zurück genommen und dadurch sind die Texte auch immer wieder unterschiedlich auslegbar. Und das ist eventuell auch ein Geheimnis, warum es sich so lange gehalten hat und man es sich immer noch anhören kann. 

 

2016 durftest du auch Das Musical bei der "Helene Fischer Show" präsentieren und hast zusammen mit ihr Songs wie "Jeanny", "Out of the dark" oder "der Kommissar" gesungen. Was war das denn für eine Erfahrung? 

Das war ein großer Glücksumstand, dass wir zur Helene Fischer Show kommen konnten und unser Musical Ende 2016 präsentiert haben, obwohl noch keine Premiere war. Das Stück war also noch mitten in den Proben. Wir haben aber die Chance bekommen es bei ihr zu präsentieren und das war wirklich eine tolle Erfahrung, dass sie dieser Musik auch nicht ganz abgeneigt gewesen ist. Wir haben zusammen ein siebenminütiges Duett gesungen. Das war eine ganz tolle Geschichte, da sie auch überhaupt kein Star ist, in dem Sinne, dass sie sagt: "jaja, ich weiss schon wie ich das mache und lass mich mal in Ruhe" oder so. Wir haben ihr gesagt: "pass auf Helene, hier ist der Sessel, du drehst dich dann rum, ich ziehe dich und dann drehen wir dich ein und setzt dich hin". Sie war völlig unkompliziert und ganz normal und sie sagte sofort, dass sie das genau so macht. Es war also eine sehr schöne kollegiale Geschichte und wenn man das auf der Leinwand sieht, beziehungsweise auf dem Bildschirm, dann merkt man auch, dass die Chemie zwischen uns gestimmt hat. Es war sehr angenehm. 

 

Wie hast du es denn geschafft, Falcos wienerischen Akzent auf die Bühne zu bringen, da du ja gebürtig kein Wiener bist?

Das ist natürlich eine Geschichte... ich bin sozusagen "a Piefke". Als ich das erste Mal mit einer Band in Wien aufgetreten bin, haben sie sogar im Fernsehen gesagt: "Da kommt so a Piefke und will uns zeigen, wie der Falco gewesen ist?! Da werden wir mal ganz genau hinschauen". Die Wiener sind da natürlich sehr sensibel, weil jeder kennt Falco, jeder hat ihn natürlich persönlich getroffen und weiss genau, wie er ist. Das war schon eine Challenge. Aber ich sag mal so: Ich habe über die Jahre mir immer wieder etwas neues angeeignet von Falco, habe mich immer wieder verbessert und immer wieder Videos geschaut. Es ist wie ein Puzzle, man hat ein paar Puzzleteile und kann das Bild schon erkennen. Aber mit jeder neuen Show oder neuen Erfahrung kommt wieder ein neues Puzzlestück dazu und das Bild wird noch deutlicher und erkennbarer. So muss man sich von mir die Herangehensweise ungefähr vorstellen, da ich da als Deutscher natürlich etwas gehandicapt bin. Durch viel Übung und dranbleiben, genaues Hinhören und Beobachten kann man sich der Figur auch nähern. 

 

Zusammen mit deiner Freundin Stefanie Kock stehst du ja auch in verschiedenen Formaten auf der Bühne. Wie ist es denn, wenn man sich mit der Partnerin die gleiche Leidenschaft und den selben Beruf teilt? 

Es ist wunderschön und manchmal auch furchtbar. Wir haben ja nicht das erste Stück zusammen geschrieben. Wir haben auch schon "Glöckner von Notre Dame" geschrieben und sind jetzt an einem neuen Projekt dran. Da fliegen manchmal wirklich die Fetzen. Das muss man sich wirklich sehr kreativ vorstellen: "Nein, das geht so nicht!" "doch, das haben wir doch schon erzählt, das passt nicht, es ist zu viel!"

Und dabei bekommen wir uns schon manchmal in die Wolle, aber natürlich nur dienstlich. Danach ist alles wieder gut! Ich sag immer so Spaßeshalber, dass wir unsere Beziehung riskieren. Aber wir sind schon seit 20 Jahren zusammen. Also es funktioniert wunderbar! 

 

Was wäre denn für dich persönlich noch einmal eine Erfahrung, die du gerne machen wollen würdest? 

Ich würde gerne die Falco-Tour von Falco nachspielen, als er in Japan war. Mein großer Traum wäre, dass wir wirklich noch einmal mit dem Musical nach Japan gehen und sozusagen diese legendäre Japan-Tour von Falco nachempfinden. Ich bin mir sicher, dass die Japaner uns feiern würden. 

 

Und zum Abschluss: Du hast es ja gerade schon angesprochen. Du machst verschiedene Projekte auch hinter der Bühne. Wie ist das denn für dich? Würdest du sagen, dass ist genauso wichtig für dich wie der Teil auf der Bühne oder ist der Teil auf der Bühne etwas wichtiger? 

Das ist ganz eigenartig. Wenn ich als Schauspieler probe, dann nervt mich das. Ich stehe lieber auf der Bühne und probe. Dieses Proben und das ständige ausprobieren ist für mich manchmal richtige Arbeit. Dagegen ist auf die Bühne gehen eine totale Befreiung. Da läuft es und man ist im Flow. Bei den Proben muss man immer wieder absetzten und das ist nicht so meins. 

Und bei der Regie ist es genau anders herum. Dort probe ich wahnsinnig gerne. Wenn ich auf der anderen Seite sitze, sag ich: "Macht das doch noch einmal so, das ist auch cool, versucht es doch noch einmal auf diesem Weg". Da habe ich dann meinen Flow und mache wahnsinnig gerne die Proben, aber eben nur als Regisseur. Als Darsteller stehe ich lieber auf der Bühne, so wie heute Abend in Mühlheim. 

Ich glaube, dass wird eine tolle Geschichte, denn wir sind ausverkauft heute und morgen. Da brennt die Hütte heute. Wir sind nämlich alle motiviert, haben Spaß und wenn die Falcomusik los geht, gibt es keinen Halt mehr!

 

Sehr schön! Dann vielen Dank für deine Zeit und das Interview!

Danke auch!