Interview mit Johanna Zett

Ich habe Johanna Zett einen Tag vor der Show von "Ladies sing gentlemen - Guys sing dolls"

getroffen und sie über Meilensteine ihrer Karriere, ihre Zeit bei

Robin Hood und ihre zukünftigen Projekte befragt. 

Hier könnt ihr euch das passende Video zum Interview anschauen: 

Hallo Johanna, kannst du dich und deinen Beruf bitte einmal vorstellen?

"Hi, ich bin Johanna Zett, von Beruf Musicaldarstellerin und auch Sängerin, Schauspielerin, Synchronsprecherin, Gesangspädagogin, Junior Casting Director. Also so Einiges!"

 

2014 hast du dein Studium in den Bereichen Musical/Pop/Jazz und Gesangspädagogik beendet und durftest 2015 direkt im Ensemble und als Cover für die Rolle Karla und die Rolle der Jane bei dem Musical Tarzan mitspielen. Was war das für ein Gefühl, direkt in so einer großen Produktion mitwirken zu können?

"Das war ganz unrealistisch. Das habe ich auch nicht erwartet und mir vorstellen können. Ich erinnere mich, ich war sehr krank in den letzten zwei Runden, im Recall und im Finale, und habe dann die Castingdirektorin Cora Asshauer von Stage angerufen und gefragt: "Ist es denn sehr wahrscheinlich, dass es irgendwie eine Chance für mich gibt? Weil ich so krank bin, sonst würde ich nicht noch einmal die Reise nach Stuttgart auf mich nehmen." Und sie meinte: "Doch komm mal, komm vorbei!" Und dann bin ich noch einmal hingegangen und habe es dann bekommen."

 

Im Laufe deiner Karriere hast du auch einmal als Solistin für “Mein Schiff” gearbeitet. Wie kann man sich die Arbeit auf solch einem Schiff vorstellen und kann man es mit einem normalen Engagement im Theater vergleichen?

"Ich habe sogar zwei Verträge bei TUI - Mein Schiff gemacht. Einmal 2011/12 über Silvester und einmal 2014. Es ist schwierig zu beschreiben. Ja es ist ein Bühnenjob, ich habe es aber erstmal anders wahrgenommen, weil ich mitten im Studium war,  habe ich mein Studium mit dem Urlaubssemester unterbrochen, um zum ersten Mal aufs Schiff gehen zu können. Auf die damalige Mein Schiff 1, die jetzt schon gar nicht mehr in der Flotte ist. Die wurde schon rausgedrängelt aus der Flotte. 
Als Student ist es ganz crazy, wenn man eigentlich noch keine Ahnung hat und auf einmal alles singen muss. Dann kriegst du nicht das Repertoire, was auf deine Stimme passt, sondern du musst einfach alles singen können. Das wird dir aufgedrückt und du musst das irgendwie bedienen können. Das heißt, ich musste viel autodidaktisch an mir arbeiten und lernen, wie ich das denn jetzt singen kann. Man ist außerdem jeden Abend auf der Bühne. Man hat keinen Tag frei in dem Sinne. Es ist eine sieben Tage Woche, aber während des Tages kann man natürlich das Schiff verlassen und in die Häfen. Es ist dann schon ein bisschen Urlaubsfeeling. Man lernt die ganzen Orte, an denen man anlegt, ein bisschen besser kennen als ein Tourist, aber natürlich nicht so genau wie ein Einheimischer. Das ist so dazwischen. Und überhaupt: Das Crewleben an Board ist ein Paralleluniversum. Das kann man nicht beschreiben, das kann man nicht begreifen, wenn man das nicht selbst gemacht hat. Es ist wirklich eine Welt für sich. Mit den zusätzlichen Aufgaben als Crewmember, und nicht nur als Darsteller, sondern wirklich als Matrose, mehr oder weniger gesagt. Also die Aufgaben, die man da hat, also auch wenn man beispielsweise im Mediacal-Team ist, also die medizinischen Codes irgendwie fahren muss, quasi erste Hilfe betrieben muss, habe ich jetzt nicht gemacht, ich war in einem anderen Team, aber so etwas gehört alles dazu. Dann die Crewdrills. Also zu üben nach einer Bombe zu suchen oder Ähnliches. Also total abstruse Sachen, die man sich nicht vorstellen kann und die natürlich im Business am Land nichts zu suchen haben und nicht stattfinden. Deswegen ist es schon etwas Anderes, aber die Bühne selbst, sich selbst fertig zu machen, hat auch schon viel davon. Ich würde es aber eher nicht vergleichen wollen.  Ich würde es eher wirklich als ein Paralleluniversum beschreiben wollen."

 

Neben der Tätigkeit als Musicaldarstellerin und Schauspielerin bist du auch noch Synchronsprecherin. Was macht diesen Job für dich so besonders?

"Besonders Spaß macht mir daran, dass ich keine Rolle spiele, sondern dass ich von jemanden die Rolle abnehme, wie sie sie spielt. Und meine Stimme darauf gebe. Also versuche abzunehmen, was diese Schauspielerin dort tut und in meine Stimme zu übertragen, damit andere es verstehen können. Das macht absolut Spaß! Quasi eine schauspielerische Rolle zu übernehmen und zu transportieren. Das ist ganz crazy und macht sehr viel Spaß."

 

Was war bisher für dich deine forderndste Rolle, die du spielen durftest?

"Es ist schwierig zu sagen. Also klar Karla und Jane waren körperlich sehr fordernd. Sowie der Ensembletrack bei Tarzan. Das war Extremsport über diese 1,5 Jahre über, die ich das gemacht habe. Ich weiß auch nicht, ob ich das jetzt noch machen könnte und durchhalten würde. Damals war ich ja noch ein paar Jahre jünger. 
Andernfalls Marian zum Beispiel war wieder geistig sehr fordernd, im Sinne von diese Rolle tragen können über das ganze Stück und auch über mehrere Shows in der Woche, um quasi die Leading-Lady in diesem Stück zu sein und das Ensemble mit zu ziehen und sich gegenseitig anzustecken, wo eben die Kollegen auch sehr viel geholfen haben. Das hat einem geistig viel abgefordert. Man muss viel überlegen um die Rolle erst einmal zu entwickeln und um das auch jede Show wieder abzurufen und genau so rüber zu bringen. 

 

2022 hast du die Rolle der Lady Marian bei dem Musical Robin Hood in Fulda und Hameln übernommen. Was ist dein persönliches Highlight dieses Stücks?

"Schwierig zu sagen. Es hat total Spaß gemacht dieses Zeitalter zu bedienen. Das Bogenschießen fand ich total toll. Wir hatten sogar einen kleinen Workshop, um uns da besser rein fühlen zu können. Und was ich toll fand war, dass man nicht so auf eine Frauenrolle reduziert wurde, wie Frauen leider oft noch wahrgenommen werden. Also man konnte da etwas Feminismus reinlegen und klar schießt sie jetzt auch Bogen, geht in den Wald und die ist mit Leading-Lady in diesem Team, bei diesen Outlaws, hat das Sagen und Leute hören auf sie. Obwohl sie eigentlich in diesem Zeitalter als Frau nichts zu sagen hatte und keiner auf sie hören müsste."

 

Ist es auch das, was du an der Rolle bewunderst oder gibt es irgendetwas Anderes, was du an Lady Marian bewundern würdest?

"Am meisten bewundert habe ich an Marian, dass sie so ein Durchhaltevermögen hat. Dass sie nicht aufgegeben hat. Dass ihr immer wieder vor den Kopf gestoßen wird und gesagt bekommt, das ist total egal, was du sagst, du kannst gar nichts ausrichten. Du bist eine Frau, keiner interessiert sich dafür. Sie hat es immer wieder versucht und hat die Männer in ihrem Leben dazu bewegt, besser zu sein, etwas Besseres zu tun, etwas Gutes zu tun um wiederum anderen etwas Gutes zu tun und die Welt besser zu machen. Da war sie fast aufdringlich, hat das so durchgezogen und hat da nicht locker gelassen. Das bewundere ich. Ich glaube, das könnte ich selber nicht."

 

Was verbindest du mit der Stadt Fulda nach deinen beiden Spielzeiten bei dem MEDICUS und Robin Hood?

"Fulda ist für mich wie nach Hause kommen. Also selbst wenn man da wieder vorbeikommt und den Leuten kurz Hallo sagt, das ist wirklich wie eine kleine Familie. Ich mag die Stadt auch so sehr. Man hat seine Lieblingsecken, man kennt so den Flair der Stadt und es ist einfach sehr freundlich. Wir haben sogar einen kleinen spanischen Tapas Laden gefunden, wo mein Mann sich dann auch gleich Zuhause aufgenommen gefühlt hat. Fulda mag ich einfach sehr gerne. Ich kenne Fulda leider nur als Sommerstadt. Ich weiß nicht, wie es im Winter ist. Die haben dann auch Weihnachtsmarkt, generell so viele Veranstaltungen, das ist wirklich schön. Da ist immer etwas los. Es ist gar nicht so ein Kaff wie man denkt! Klar es ist eine kleine Stadt, aber die machen das Beste daraus. Es ist sehr heimatlich und familiär."

 

Was für eine Rolle würde dich noch reizen zu spielen? Also eventuell auch als Schauspielerin oder eben Musicaldarstellerin?

"So viele! Ich wechsle ja gerade mein Rollenalter. Ich muss jetzt überlegen, wo die Reise dann hingeht, beziehungsweise, was da für mich noch auf der Strecke steht. Also ich denke, langsam komme ich in das Alter, wo ich eben eventuell mal Evita spielen könnte, Fantine vielleicht. Solche Sachen würden mich reizen und interessieren."

 

Dürfen wir uns in Zukunft auch mal auf Solokonzerte von dir freuen?

"Wenn die Mehrheit danach verlangt und das möchte, könnte ich mal darüber nachdenken!"

 

Darfst du schon etwas zu deinen kommenden Projekten und dem morgigen Abend bei “Ladies sing gentlemen - Guys sing dolls” verraten?

"Ich darf halt das verraten, was auch auf Social Media schon bekanntgegeben wurde. Also dass ich etwas aus Jesus Christ Superstar singe. Wer eins und zwei zusammenzählen kann, wird sich denken können, welcher Song das sein mag und auch bei Mozart. Obwohl, da ist die Auswahl etwas größer und die Überraschung somit etwas größer. Ansonsten darf ich glaube ich nicht sagen, was wir noch bei diesem Konzert zum Besten geben. 
Zu den kommenden Projekten darf ich auch erstmal noch nichts mit euch teilen!"

 

Vielen Dank für deine Zeit und das Interview!

"Sehr gerne!"