Wir haben Thomas Hohler am Denièren-Wochenende von "Robin Hood" in
Fulda getroffen und ihn über seine Rolle als "Guy von Gisbourne",
seinem Ausgleich zum Musical-Alltag und seine Zeit bei "Jesus Christ Superstar" befragt.
Quelle: Christian Tech
Hier könnt ihr euch das passende Video zum Interview anschauen:
Hallo Thomas. Kannst du dich und deinen Beruf bitte einmal den Lesern und Leserinnen vorstellen?
Ja klar. Hallo, ich bin Thomas Hohler und bin Musicaldarsteller. Dass heißt ich singe und tanze und schauspieler auf der Bühne in verschiedenen Musicals.
Anfang des Jahres hast du die Rolle “Sam” in “Ghost-Nachricht von Sam” verkörpert. Gibt es etwas, das du für dich aus dieser emotionalen Rolle mitgenommen hast?
Aus der Rolle Sam, oder dieses Geist werden, habe ich jetzt nichts für mich als Thomas emotionales für immer mitgenommen. Aber was ich für immer mitgenommen habe ist, dass ich sehr froh bin diese Rolle gespielt zu haben, weil es doch für mich als Darsteller schon ein toller Meilenstein war. Es ist eine sehr große Rolle und es macht sehr sehr viel Spaß und Freude. Es erfordert sehr viel Konzentration diesen Part zu spielen und da bin ich sehr stolz und happy, dass ich diese Rolle in meinem Lebenslauf habe.
Bei “Jesus Christ Superstar” durftest du am Raimund Theater in Wien als Simon auf der Bühne stehen. Was fandest du besonders an der Wiener Atmosphäre und gab es ein besonderes Erlebnis in dieser Spielzeit?
Ich denke ganz stark vorzuheben in dieser Jesus Christ Superstar konzertanten Version in Wien ist, dass es mit so einem großen Orchester aufgeführt wurde. Das ist tatsächlich eine sehr spezielle und einzigartige Sache, dass diese Version, dieses Orchester mit fast 50 Musikern wesentlich größer ist als normalerweise bei "Jesus Christ Superstar". Das Orchester war auch noch mit uns auf der Bühne. Das heißt es war wirklich ein gemeinsames musizieren und das finde ich einfach etwas sehr wertvolles und etwas was uns emotional und kreativ auf eine ganz andere Stufe bringt.
Du hast quasi gerade schon die nächste Frage beantwortet. Die Vereinigten Bühnen Wien präsentieren ihre Stücke meistens mit einem großen Orchester. Hilft es dir als Darsteller mit einem Orchester noch mehr in deine Rolle reinzuschlüpfen und zu fühlen?
Ja und nein. Noch mehr in die Rolle reinzuschlüpfen vielleicht nicht, weil natürlich ist das ja irgendwie ein Paralellvorgang. Also wenn man sagt, man schlüpft in eine Rolle rein, dann stellt man sich vielleicht von außen so vor, dass man alles andere um sich herum vergisst und dass man irgendwie die Person wird. Das ist ja nicht immer so. Es ist ja auch irgendwie ein handwerklicher Beruf den wir haben, dass wir etwas darstellen. Aber da kommen wir zu dem Punkt, der finde ich sogar viel besser funktioniert. wenn man miteinander musiziert. Man kann noch viel besser in die Dynamik der Musik gehen und feinfühliger mit Lautstärken arbeiten. Dann ist es ein kreativerer und echterer Prozess.
Aktuell spielst du die Rolle des “Guy von Gisbourne” hier in Fulda bei Robin Hood. Was schätzt du an diesem Spielort und dem Theater?
Ich schätze sehr diese ganze Produktion hier in Fulda, weil wir einfach ein unglaublich tolles Team haben. Wirklich tolle Kollegen auf und vor allem auch hinter der Bühne. Das ist eine richtig tolle, gar nicht mal so kleine, sondern eine große Theaterfamilie, wo wirklich Musical und Theater mit Herzblut gemacht werden. Das schätze ich sehr. Dieses Schlosstheater ist ein sehr tolles Theater, was ich vor allem für die Größe schätze. Es gibt ja auch Musicals die in sehr großen Theatern mit über 2000 Sitzplätzen gespielt werden. Das ist für uns natürlich auch toll und besonders, ich muss aber sagen ich finde gerade diese Größe von unter 1000 Zuschauern eigentlich ganz schön für das Format Musical, da man doch eine gewisse Intimität erschaffen kann und jeder Zuschauer etwas näher dran am Geschehen ist. Da doch manchmal Szenen etwas leiser, intimer und feinfühliger sind, finde ich ist das ein ganz tolles Format hier.
Was reizt dich daran, auch zum dritten Mal in Folge, noch den Bösewicht zu spielen?
Ich mag die Rolle "Guy von Gisbourne" nicht nur weil sie böse ist, sondern besonders weil sie so eine tolle Entwicklung hat. Ich liebe und schätze immer sehr Charaktere zu spielen, die innerhalb des Stückes eine große Veränderung machen, einen großen Bogen haben. "Guy von Gisbourne" kommt erstmal als junger Mann mit sehr viel ehrgeizigen Zielen und sehr vielen Wünschen in dieses Stück hinein und es zieht ihn eigentlich eher in den Strudel aus Neid und Hass, weil ihm auch einfach Dinge vor der Nase weggeschnappt werden und ihm Dinge Wiederfahren, die anders sind als er sie geplant hat. Natürlich trifft er falsche Entscheidungen, natürlich schlägt er den falschem Weg ein von außen betrachtet, aber für mich ist es super spannend diese Reise ein bisschen nach zu verkörpern und das vor allem für den Zuschauer hoffentlich nachvollziehbar zu machen. Also ein Stück weit warum er diesen falschen Weg eingeschlagen hat.
Wie schaffst du es die Rolle “Guy” jeden Tag aufs neue zum leben zu erwecken und vor allem mit solch einer Energie?
Das ist eine gute Frage. Ich glaube ich bin so ein Spieltyp. Ich muss mich da irgendwie in die Rolle reinwerfen. Ich muss liefern und Energie geben und investieren. Das hilft mir total es echt werden zu lassen. Irgendwie kann ich manchmal aber auch gar nicht anders als Vollgas zu geben und wie gesagt, dieser Bogen ist aber auch das was mir total hilft. Wenn ich die eine Vorstellung beendet habe ist eben durch die Entwicklung die Figur eine ganz andere. Das heißt ich muss jede Vorstellung gefühlt wieder von Vorne starten. Das hilft mir auch sehr dabei diese Entwicklung jedes Mal wieder frisch zu durchlaufen und natürlich haben wir auch wechselnde Besetzungen und auch tolle Spielpartner-/innen auf der Bühne, wo man auch jede Vorstellung mal ein bisschen mit kleinen veränderten Nuancen in eine Szene gehen kann oder auch auf eine/n Spielpartner-/in reagieren kann und da sind wir alle auf einem ganz guten Level um es lebendig zu halten.
Du hast Im April dieses Jahres dein Album “So weit, so gut” veröffentlicht. Wie ist die Idee zu einem Album entstanden?
Die Idee oder den Wunsch eine CD zu machen habe ich schon ganz lange. Mir hat aber tatsächlich immer die Form gefehlt. Ich wusste nie wirklich warum sollte ich jetzt genau eine CD herausbringen. Jetzt bin ich ja doch schon ein paar Jahre auf der Bühne und durfte doch schon allerhand Stücke spielen und Rollen singen und so bin ich dann irgendwann tatsächlich zu dem Entschluss gekommen ich mache eine Art Lebenslauf als Album. Das heißt auf die CD packe ich einfach Songs von allen Rollen die mir einfach sehr viel bedeutet haben, die ich spielen durfte. Mittlerweile sind es so viele geworden, dass ich ein ganzes Album draus machen konnte ohne mich in den Stücken zu wiederholen. Ich bin da sehr glücklich und stolz mit dem Ergebnis. Es ist wirklich ein Album geworden, mit dem ich sehr happy bin.
Zusammen mit Florian Albers und Michael Baute hast du einen Podcast. Ist dies dein innerer Ausgleich zum stressigen Alltag im Musical? Oder gibt es sonst noch Tätigkeiten, die dich vom Alttag runterbringen?
Also der Podcast ist ja an einem geselligen Abend entstanden. Flo und Michi sind sehr gute Freunde von mir und wir sind eben alle beruflich sehr viel unterwegs und sehen und hören uns dann doch irgendwie seltener als wir möchten. Und dann saßen wir an einem Grillabend beisammen und irgendwie kam die Schnapsidee, dass ein Podcast doch auch mal ganz lustig wäre und dann hätten wir auch einen Grund uns regelmäßig zu treffen, zu hören und aus der Idee ist dann am nächsten Vormittag schon die erste Folge entstanden. Da haben wir kurzen Prozess gemacht. Seit dem hören wir uns mindestens alle 14 Tage auf dieser Basis. Uns macht es total Spaß so ein bisschen dran teil haben lassen, wie wir so ein bisschen quatsch machen. Einfach uns etwas austauschen über dies und das. Nie geplant und immer ohne Sinn und Verstand, das ist Absicht, dass wir da kein Konzept haben. Das ist ein schönes freundschaftliches Miteinander. Ausgleiche zu meinem Bühnenleben habe ich natürlich noch viele andere.
Aktuell machst du ja Videoaufnahmen und Fotos Hobbymäßig. Könnten du dir vorstellen, dies auch beruflich zu machen?
Ich habe schon ein paar kleinere Videos produziert oder auch mal Konzertmitschnitte gemacht und bin sehr interessiert an dieser Videoproduktionssache. Jetzt eine große Firma zu gründen und das Hauptberuflich zu machen, dazu fehlt mir tatsächlich sogar die Zeit, weil ich glücklicherweise oft genug auf der Bühne stehen darf.
Vielen Dank für deine Zeit und das Interview!
Danke dir!